Schnat(de)gang

Zurückzuführen sind die Rundgänge auf Streitigkeiten der Orte wegen angeblicher oder tatsächlicher Grenzverschiebungen.

Früher dienten Waldschneisen, Bäche, Hecken oder Gräben als Grenzmarkierung. Bis zum 17 Jahrhundert dienten zur Markierung auch eigens gepflanzte Bäume, in die man mit der Axt ein Kreuz hineinschlug, dann ging man zur Verwendung von Grenzsteinen (Hütesteinen) über. Diese bestanden häufig aus einem anderen Material als die Gesteine aus der Umgebung, damit man die Grenzsteine besser von den natürlichen Steinen unterscheiden konnte.

Um die Korrektheit der Gemeindegrenze zu kontrollieren, die Grenzmarkierungen freizuschneiden und den neuen Bürgern die Kenntnis über den Verlauf der Grenzen zu vermitteln, fand anfangs eine amtliche Grenzbegehung statt, die dann alle ein oder zwei Jahre wiederholt wurde und mit der Zeit zu einem Volksfest mit teilweise bis zu mehreren 10.000 Besuchern wurde. In Neuenrade im märkischen Kreis ist ein Schnadegang von 1450 schriftlich überliefert.

Vielerorts wurde und wird der Schnadegang zum Anlass genommen, Neubürger der Stadt zu "poaläsen". Dabei wird der zu "Poaläsende" von einigen Schnadgängern ("Schnadloipers") angehoben und über einen Grenzstein gehalten. Dann wird sein Hinterteil ("Ääs") auf den Stein ("Poal") mehrmals aufgetitscht. Damit soll dem Neubürger der Standort des Grenzsteins nachhaltig bewusst gemacht werden. Gepoaläste Gemeindemitglieder werden "Poalbürger" (Alteingesessene) genannt. Der Gepoaläste revanchiert sich für die Aufnahme in die Gemeinde mit einer Getränkespende am nächstgelegenen Rastplatz des Schnadegangs.