Nienhagen im Zeitraffer von der Gründung bis zur Eingemeindung

1300 Von 1200 bis 1400 entstanden durch umfangreiche Rodungen der Wälder zwischen Lockhausen und Hörste die Hagensiedlung Nienhagen ( Neuwenhagen , Niggenhagen ), Bexterhagen, Krentruperhagen, Kronshagen, Rosenhagen und weitere. Das Land gehörte dem Kloster Corvey und die Siedler erkämpften sich für ihre harte Arbeit besondere Rechte, die Hagenrechte.

1400 Nach der Eversteinischen Fehde 1404 - 1409 zwischen dem Bischof von Paderborn und dem Herzog von Braunschweig wurde das Land zum Teil schwer verwüstet. Auf einer Schadensersatzliste ist neben Eckendorf auch der Hof Nienhagen Nr. 1 ( Kronshage ) aufgeführt. 1482 wird der Hof de Becker ( Bäcker ) im Landschaftsregister aufgeführt.

1500 1507 sind alle heute noch bewirtschafteten Höfe in Nienhagen im Salbuch der Grafschaft Lippe, Amt Schötmar, eingetragen. Es sind zusätzlich zu den zuvor genannten die Höfe Schmidt ( Depenbrock ), Rübenbühl ( Diekmann ), Niggehage ( Niehage ) und im Sauerland Kleimann und Eickmeyer ( Nebel ).

1600 Vom 30 jährigen Krieg 1618 - 1648 und der Pest wurde auch dieses Gebiet nicht verschont. Mit dem Westfälischen Frieden 1648 verlor die Kirche ihre Besitzansprüche und die Hagenbauern waren freie Bauern. Bereits 1667 wird eine Schule in Nienhagen erwähnt. Unterrichtet wurden die Schüler aus Nienhagen, Bexterhagen und Sudheide. Der Unterricht fand auf dem Hof, meist in einem Kotten statt. Als erster bekannter Lehrer wird Ernst Westtrup ( 1693 - 1705 ) genannt.

1700 1774 kaufte der Gemeinderat Franz von Borries das Gut Eckendorf, das auch Pflanzungsrechte in der Nienhäger Mark beinhaltete. Die Nienhäger Bauern zerstörten jedoch konsequent die neuen Anpflanzungen, darum wurde lippisches Militär eingesetzt um die Anpflanzungen zu schützen. Der Besitz wurde Geheimrat Franz von Bories so verleidet, dass er den dortigen Besitz, dass Kronshagenerfeld nebst Pflanzenrecht in der Nienhagener Mark und den 1793 entstandenen Tannenkrug in Erbpacht verpachtete.

1800 1816 wird das erste Schulhaus erwähnt. Das renovierte Fachwerkhaus steht noch heute und gehört als Wohnhaus zur Kraftfahrzeugwerkstatt Rüter. 1850 legte man am 28. Mai den Grundstein zur Kirche im Schnittpunkt von 8km nach Heepen, Schötmar und Oerlinghausen, die Kirche wurde bereits am 12. Oktober 1851 eingeweiht. Fürst Leopold II. verlieh der neu entstandenen Kirchengemeinde den Namen Leopoldshöhe. 1869 wird auf dem Grundstück des Hofes Bäcker am Straßenkreuz Heepen - Schötmar und Lockhausen - Leopoldshöhe die neue Schule gebaut. Unterrichtet wurden Schüler in zwei Klassen vom 1. bis zum 4. und 5. bis zum 8. Schuljahr. 1899 beschließt der Gemeinderat von Nienhagen einstimmig, die Erschließung einer Bahnlinie von Heepen nach Schötmar nicht zu unterstützen.

1900 1901 wird die Gaststätte Tannenkrug vom Hof Tannenkrug ( heute Hachmeister ) aus wirtschaftlichen Gründen an die Kreuzung verlegt. 1904 mit dem Bau der Bahnlinie Bielefeld - Oerlinghausen - Lage, geriet Leopoldshöhe und erst recht Nienhagen ins verkehrsmäßige und wirtschaftliche Abseits. 1905 Gründung des Schützenvereins Nienhagen . 1911 hier ein amtlicher Auszug über Nienhagen: Bauernschaft Nienhagen , Amt Schötmar, ev. Kirchengemeinde Leopoldshöhe oder Heepen ( Preußen ), Standesamt Bexten, Amtsgericht Salzuflen, Schulgemeinde Nienhagen Posthilfsstelle, Fernsprechbetrieb, 28 Wohnhäuser, 32 Haushaltungen, 172 Einwohner. 1914-18 fielen im 1. Weltkrieg 18 Bürger aus Nienhagen und weitere 12 im 2. Weltkrieg von 1939-45. 1952 die Siedlung Weststraße entsteht. 1963 nimmt die Dörfergemeinschaftsschule in Leopoldshöhe ihren Schulbetrieb auf. Es war die erste Schule dieser Art in Nordrhein Westfalen. Die alte Nienhagener Schule wird an die 1960 gegründete Firma Eltromat verkauft. 1966 bis 74 die Siedlung am Schwalbenweg ensteht in drei Bauabschnitten. 1969 aus den Gemeinden Asemissen , Bechterdissen, Bexterhagen, Greste, Krentrup, Leopoldshöhe, Nienhagen und Schuckenbaum ensteht die Großgemeinde Leopoldshöhe. Bei der Eingemeindung hatte Nienhagen als kleinste Gemeinde 581 Einwohner. Weitere 55 kamen durch die Gebietsreform mit Lockhausen dazu. Mit der Eingemeindung endet die Selbstständigkeit Nienhagens.

1905 Gründung des Schützenvereins Nienhagen

1905 ... und so fing es an. Anfang des letzten Jahrhunderts war die Gemeinde Nienhagen vornehmlich landwirtschaftlich geprägt. Das Ortsbild wurde durch eine Vielzahl von Bauerngehöften bestimmt. Hinzu kam eine entsprechende Anzahl von Kötterhäusern. Nienhagen selbst zählte Anfang des letzten Jahrhunderts etwa 140 Einwohner. Die Bevölkerung setzte sich, wie für ländliche Bereiche Lippes in der damaligen Zeit nicht unüblich , insbesondere aus Bauern, Zieglern, Handwerkern und Tagelöhnern zusammen. Insbesondere in den Wintermonaten, wenn die Ziegler von ihrer sommerlichen Saisonarbeit bei auswärtigen Ziegeleien nach Nienhagen zurückgekehrt waren und die Bauern auf den Feldern nichts mehr zu bestellen hatten, traf man sich im "Tannenkrug". Dann stellte sich ein dörfliches Gemeinschaftsleben ein. Um 1900 war die Zeit der Vereinsbildung. In Leopoldshöhe war der Männergesangsverein seit 1879 aktiv und es folgte 1898 der Turn - und Sportverein  Leopoldshöhe. Zu jener Zeit ist wohl der Wunsch der verschiedenen Gruppen geboren worden, sich in einen geselligen Verein zusammenzuschließen. Die Ziegler wünschten sich einen Zieglerverein , während die ehemaligen Kriegsveteranen einem Kriegsverein den Vorzug gaben. Beide Gruppen waren jedoch nicht groß genug und so entstanden mit Unterstützung der umliegenden Gemeinden 1905, nach dem Vorbild der Heeper Schützen, der Schützenverein Nienhagen und Umgegend von 1905. Die Schützenvereine waren echte Bürgervereine, die sich von der preußischen Obrigkeit das Recht erstritten hatten, alle Personen, ohne Ansehen ihres Standes, im Verein aufnehmen zu dürfen. Dabei waren die Schützenvereine für ihren Gemeinsinn , ihre Vaterlandsliebe und ihre Geselligkeit bekannt. Leider sind aus den Anfangsjahren des Vereins keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr vorhanden, man weiß aber aus Erzählungen damaliger Vereinsmitglieder, dass schon bald nach Gründung des Schützenvereins das erste Fest gefeiert wurde. Fest steht auch, dass die damaligen Schützenfeste stets in den Wintermonaten stattfanden. Nur so konnte allen Gruppen , insbesondere den Zieglern, die während der Sommermonate einer auswärtigen Tätigkeit nachgingen, die Möglichkeit gegeben werden, daran teilzunehmen. Zum Königsschießen begab man sich damals mit einer Kanne "Schluck" ( Wacholder zum Wärmen ) ins "Riedin Niehages Holz". Die Feste selbst fanden aber bereits damals im Tannenkrug statt. Auch die Schützenfahne mit dem preußischen Adler datiert in die Zeit vor 1914.
Welch schöne Erinnerungen mit den damaligen Schützenfesten verbunden waren, wird aus dem Umstand augenscheinlich , dass noch im Jahre 1965 die letzte damals noch lebende Schützenkönigin aus der Gründerphase, Frau Hermine Frase aus Sudheide, dem Schützenfest in Nienhagen als Ehrengast beiwohnte. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges brachte eine erste Zäsur im Vereinsleben. Nach dem Ende des Krieges hatten die Orte Nienhagen und Sudheide insgesamt 18 Gefallenen zu beklagen. Dies war nicht nur ein schmerzlicher Verlust für die Familien, sondern auch für den Verein. Die ersten Nachkriegsjahre waren wie überall in Deutschland durch eine Neuorientierung geprägt. Der Kaiser hatte 1918 seinen Abschied genommen und die Menschen mussten sich in der jungen Republik noch zurechtfinden. 1925 kam es zu einer Neubelebung des Schützenvereins. Die Initiatoren waren die gleichen wie 1905. Hinzu kamen Hermann Diekmann sen. und Ernst Koring. 1928 ist ein Schützenfest mit dem Königspaar August Rüter und Edith Middeldorf belegt. 1929 erwarb Albert Friedhof den Gasthof "Tannenkrug". Der Gasthof stellte fortan das offizielle Vereinslokal dar. Der Familie Friedhof ist es auch zu verdanken, dass Anfang der dreißiger Jahre eine erste "Schießanlage" auf dem Grundstück des Gasthofes errichtet werden konnte. Der Schießstand befand sich damals am  sog. "Schweinehöfken", dem ehemaligen Schweinestall, der zum Gasthof "Tannenkrug" gehörte.

1930 1930 - anlässlich des 25 - jährigen Bestehens des Vereins, wurde ein besonders großes Fest gefeiert. Hier entstand  das älteste existierende Thronfoto mit Vorstand, Fahnenträger und 10 Ehrendamen. Auch die Fahne, die heute im Landesmuseum in Detmold hängt, ist auf dem Bild zu erkennen.

Bild rechts v.l. sitzend: Paula Güse, Minna Haumersen, Paula Friedhof, Gustav Beckmann Vereinsführer, August Rüter, Albrecht Zurheide, Klara Brinkmann, Luise Riesenberg, Lieschen Kelle, stehend: Johanne Zurheide, Emma Beckmann, Lina Strunk, August Schmidt, Magdalena Kleimann Heinrich Hofmeister, Paul Schmidt August Strunk, Luise Becker, Heinrich Schmidt, Anna Güse und Auguste Siekmann

1930

1932

1932, 1934, 1935 und 1936 wurden weitere Schützenfeste in Nienhagen gefeiert, 1937 und 1938 sogar mit Kinderthron.

Bild links v.l.: Klara Brinkmann, Lenchen Spilker, Anna Diekmann, Wilhelm Kopp, Frieda Beermann, Heinrich Schröder, Hilde Schröder, Adele Hebrock

1934 stiftete Adolf Niekamp, der damalige Schützenkönig, die noch heute in Diensten stehende Königskette. Seither bringt jeder Schützenkönig eine entsprechende Königsmedaille dort an.

Bild rechts v.l.: Minna Haumersen, Ernst Dreyer, Paula Güse, Hanna Friedhof, Adolf Niekamp, Helene Ruthe

1935 wurden die Gründer des Vereins, die auch gleichzeitig die Wiederbegründer von 1925 waren, für ihre Verdienste mit einem Orden ausgezeichnet. Überhaupt waren die dreißiger Jahre für den Verein sehr erfolgreich. In jenen Jahren wuchs die Mitgliederzahl stetig. Allein von 1933 bis 1935 von 62 auf 108 männliche Mitglieder. Frauen waren übrigens damals noch nicht zugelassen.

1934

1936

Bild links v.l.: Gustav Beckmann, Heinrich Beermann, Herta Bloch, Hanna Friedhof, Emma Bloch, Friedrich Schormann, Anna Droste, Gustav Greve, Erna Brinkmann, Elfriede Bokermann, Albrecht Zurheide, Gustav Spilker

1938 wurde zunächst das letzte Schützenfest in Nienhagen gefeiert. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges beendete ein weiteres Mal das Vereinsleben. Wie in den dreißiger Jahren Schützenfest gefeiert wurde, belegt eindrucksvoll der nachfolgende Bericht eines Zeitzeugen aus dem Jahr 1984. Anlässlich des bevorstehenden Schützenfestes 1984 führte der damalige Pressewart des Schützenvereins , Günter Gößling, ein Gespräch mit dem damals 85 jährigen Schützenbruder Heinrich Hofmeister. Heinrich Hofmeister war zu jener Zeit der älteste noch lebende "Ex-Schützenkönig".

So war das Schützenfest 1937 aus der Erinnerung des damaligen Schützenkönigs

Die Schützen waren am Tannenkrug angetreten und zwar direkt auf der Kreuzung der jetzigen Bielefelder und Herforder Straße. Der Verkehr konnte mangels Masse, nicht behindert werden. Der Hauptmann Heinrich Beermann und Adjutant Albrecht Zurheide sen. hatten hoch zu Pferde inzwischen den damaligen Oberst Gustav Beckmann aus Sudheide abgeholt, der mit gezogenem Degen die Parade abnahm. Die heutige Schützentracht gab es damals noch nicht. Anzug und geschmückter Hut war die damalige Tracht. Der Oberst jedoch kam im Gehrock, Reithose, Reitstiefeln, Koppel und Degen. Jeder Zoll seiner Erscheinung drückte die Würde seines Amtes aus und es sollen einige Besucher des Schützenfestes, vor allem Damen, nur gekommen sein, um den Oberst Gustav Beckmann bewundern zu können. Nach dem Antreten ging es dann direkt zum Schießstand auf dem Gelände des Tannenkruges, wo Heinrich Hofmeister im letzten Stechen mit einer 12 gegenüber einer 9 von Erwin Fischer die Königswürde erringen konnte. Kaum war der letzte Böllerschuß verklungen und von König und Kronprinz die Damen ausgewählt, machte sich der Adjutant Albrecht Zurheide sen. mit funkenden Hufen auf den langen Ritt, um alle Damen und vor allem Hermine Hofmeister in "Bäcker´s Bruch" zu benachrichtigen. An diesem Nachmittag ist zum ersten Mal ein Kinderschützenkönig ausgeschossen worden. Willi Lampenbusch konnte seine Pfeile am besten platzieren, die Kinderkönigin wurde Hildegard Beckmann, die Tochter des Obersten. Die Königsproklamation fand dann, wie heute noch üblich, am Samstagabend statt. Die von Adolf Niekamp 1934 neu gestiftete Königskette und Schärpe wurden vom Vorgänger Friedrich Schormann überreicht. Als Festlokal diente der Saal im Tannenkrug, wo die Kapelle "Baule" aus Lemgo für die nötige Stimmung sorgte. Ein Karussell war auf der anderen Straßenseite gegenüber dem Tannenkrug aufgebaut und so manche Freifahrt für 5 Pfennig gab es vom König für die Kinder. Der Sonntag begann mit dem Abholen des Kronprinzen und des Königs und mit dem Festzug. Dieser führte von Nienhagen nach Bexterhagen, am Kreuzkrug in Richtung Kusenbaum und über die Sudheide wieder zurück. Dies ist ein Weg von ca. 6km. Das Königs und Kronprinzenpaar mit den Ehrendamen fuhren in einer Kutsche, einem Landauer. Der Oberst, Hauptmann und Adjutant ritten auf Pferden, alle anderen mussten laufen. Dem Festzug folgte ein sogenannter Krankenwagen, den Walter Schubert steuerte. Dies war ein Planwagen mit einem aufgemalten roten Kreuz . Der zum "Doktor" ernannte Ernst Heidemann ritt also am Festzug hin und her und beobachtete den "Gesundheitszustand" der marschierenden Schützen. Quälten einen Fußbeschwerden oder andere Krankheitssymptome, konnte dieser Schützenbruder gegen eine Gebühr von einer Flasche "Schluck" auf den Wagen aufsteigen. Große Schwierigkeiten bereitete am Schluss des Umzuges die Räumung des Krankenwagens, da einige der "Gehbehinderten" nur noch getragen werden konnten. Am Montag endete das Schützenfest mit einem traditionellen "Holzken-Ball", bei dem das Schlagzeug der Kapelle von den Holzschuhtänzern mächtig unterstützt wurde.

Bild rechts v.l.: Marie Haupt, Gustav Spilker, Auguste Kopp, Albrecht Zurheide, Wilhelm Brinkmann, Heinrich Beermann, Lisa Bollhorst, Julia Brinkmann, Erwin Frase, Wilhelm Rüter, Emma Friedhof, Heinrich Rüter, Gustav Lethmate, Anneliese Rüter

1938

1954

1950 Im Jahr 1950 war es endlich soweit. Die Sperre für die Schützenvereine wurde aufgehoben und sehr schnell fanden sich die früheren langjährigen Vereinsmitglieder zusammen, um ihre Schützenvereine wieder zu begründen. Am 8. Juli 1950 trafen sich die Nienhagener Schützen zur Wiederbegründung im Tannenkrug. Zum 1. Vorsitzenden wurde Fritz Niehage gewählt, Kassenwart wurde Heinrich Hofmeister und der erste Nachkriegsoberst war Ernst Friedrichs sen.

Bild links v.l.: Erika Plaß , Inge Rosenhäger, Wilfried Fuhrmann, Magarethe Diekmann, Anni Zurheide, Else Niehage, Erwin Würfel, Anneliese Ruwe

Die schlimmsten Jahre des Krieges , die Schrecken der Diktatur und die harten Nachkriegsjahre traten allmählich in den Hintergrund. Man wollte nach vorne schauen, aufbauen und sich mit Freunden und Bekannten in geselliger Runde treffen. Der Schützenverein Nienhagen hatte einen großen Rückhalt im Ort und der näheren Umgebung. Etwa 40 Mitglieder waren vom 1. Jahr dabei und ein Jahr später über 60. Sie machten sich sofort an die Arbeit um den Schießstand hinter dem Tannenkrug wieder herzurichten. Aus finanziellen Gründen konnte nur einmal im Monat geschossen werden. Aber es war ein Neuanfang. Bereits ein Jahr nach der Wiederbegründung wurde das 1. Schützenfest gefeiert. 1. König war Rudi Albert mit seiner Königin Milla Böker. Zum einjährigen Bestehen am 08.07.1951 wurde eine "Fahrt ins Blaue" organisiert mit 134 Teilnehmern. Ein Blick in die Versammlungsprotokolle jener Zeit gibt Aufschluss über ein reges Vereinsleben und zeigt uns auf, dass die Menschen einen großen Nachholbedarf an Geselligkeit und Festlichkeit hatten. Im Februar wurde ein Schützenkränzchen gefeiert, im Mai bzw. im Juni war Schützenfest, im Sommer fand eine Fahrt ins Blaue statt und im November ein Herbstball mit Tanz und Verlosung. Wichtige Anmerkung zur Verlosung: lebendes Vieh muß eine Stunde vor der Feier abgegeben werden!

1951 Bereits 1951 wurden die Schützenfeste in Heepen und Elverdissen besucht, die dann auch zum Gegenbesuch nach Nienhagen kamen. Traditionspflege im Schützenverein ist nicht nur ein Schlagwort. Viele heutige Veranstaltungen im Jahresablauf haben ihren Ursprung in den Gründerjahren. Auch andere Dinge haben sich in den nachfolgenden 50 Jahren kaum verändert, wie z.B. die Festfolge zum Schützenfest von 1952 aufzeigt.

1952 Im Jahr 1952 wurde die Gründung einen Spielmannszuges ins Gespräch gebracht. Es fanden sich genügend Interessierte und man fand auch einen Tambourmajor der kostenlos die Übungsabende leitete. Dieser musste jede Woche aus Hillegossen abwechselnd von den sieben Mitgliedern die bereits ein Auto besaßen, abgeholt werden. Schon nach kurzer Zeit folgten die ersten öffentlichen Auftritte und der Schützenverein Nienhagen konnte mit seinem eigenen Spielmannszug bei den Festumzügen der Nachbarvereine antreten. Leider war es auf Dauer schwierig, genügend Spielleute zu finden um einen kompletten guten Spielmannszug aufrecht zu erhalten. Und so wurde dieser bereits nach fünf Jahren wieder aufgelöst und die Instrumente nach Elverdissen verkauft. Dennoch waren die 50er Jahre eine wirtschaftlich schwierige Zeit.

Bild rechts v.l.: Ruth Eggert, Helga Strunk, Hanna Siekmann, Erna Siekmann, Albrecht Nolteklocke, Mathilde Reupohl, Willi Hofmeister und Lisa Beckmann

1955
1956-1957

1953 Als im November 1953 beschlossen wurde, eine Schützenuniform anzuschaffen, wurde ein Sparplan aufgestellt. Die Jacke sollte 16,- DM, der Hut 13,- DM und der Binder 2,- DM kosten. Die Gesamtsumme konnte in Monatsraten  von 7,50 DM angespart werden, so dass dann im März die Uniform bestellt werden konnte. Gleichzeitig reagierte die Vereinsführung auch auf die hohe Arbeitslosigkeit jener Jahre. Es wurde beschlossen, dass Erwerbslose und Kranke nach Versammlungsbeschluss von den Beiträgen befreit werden konnten, aber nur, wenn Sie regelmäßig und aktiv am Vereinsleben teilnahmen. Der Schützenverein verstand sich auch als eine soziale Gemeinschaft, die neben dem Schießsport und der Geselligkeit das Ziel hatte, Zusammenhalt und Gemeinsinn im Verein zu fördern.

1954 Eine weitere, von allen geschätzte Tradition ist die Teilnahme des Reit- und Fahrverein "Lützow" - Schuckenbaum beim Schützenfest seit 1954. Wer hat schon eine Reitstaffel an der Spitze des Festumzuges.

Das 50. Jubiläum vom 15. bis 13. Juni 1955

Außenstehende können oft nicht ahnen, wie viele Vorbereitungen und Arbeiten für ein funktionierendes Schützenfest notwendig sind. Trotz guter Planung bleibt immer die Sorge, es könnte etwas schief gehen. Hier als Beispiel das 50 jährige Jubiläum. In den 50ern war das Geld knapp,in der Vereinskasse nur Kleingeld und reiche Geschäftsleute in Nienhagen Mangelware. Hatte man im Vorjahr schon, um das Fest nicht platzen zu lassen, den Schützenkönig zu seinem Amt mit viel Nachdruck überredet , war es auch diese Mal wieder schwierig Begeisterung für die Königswürde zu wecken. Das Fest rückte immer näher und der 1. Vorsitzende Heinrich Hechler hatte keinen positiven Eindruck. Es kam der Tag, es wurde geschossen, aber keiner wollte den entscheidenen Schuss tun. bis endlich Albrecht Nolteklocke, aber erst nach Rücksprache mit seiner Frau, sich erbarmte und den Königsschuss abgab.Damit war das Fest gerettet.Scheinbar. Das Zelt neben dem Tannenkrug war aufgestellt, die Schausteller auf Niehages Wiese hatten ihren Standplatz gefunden, sogar eine zusätzliche Bierbude stand bereit, es war alles für das Großereignis gerüstet und das Fest konnte beginnen. Der neue Thron war planmäßig ausgeschossen, Albert Nolteklocke war tatsächlich neuer König und nahm sich als Königin Erna Siekmann aus dem Sauerland. Kronprinz wurde Willi Hofmeister und Kronprinzessin Lore Beckmann. Im Sauerland auf dem Hof Siekmann liefen inzwischendie Vorbereitungen zur Abholung der Majestäten mit dem Spielmanszug und der Schützenmannschaft auf Hochturen. Der Tennenfußboden war zum wiederholten Mal blankgeschrubbt, die belegten Brote geschmiert und das Bier kalt gestellt und dann fing es an zu regnen. Auf die Schnelle wurde noch eine große Tanne gefällt und der damals noch unbefestigte Hof mit den Zweigen ausgelegt, aber es half alles nichts, der Regen wurde zum Wolkenbruch und der Thron konnte nicht abgeholt werden. Mit dem Auto brachte man ihn schließlich zum Festplatz und zur Proklamation. Im trockenen Festzelt und Saal des Tannenkruges vergaß man dann den Regen sehr schnell und es wurde noch kräftig gefeiert. Schlimmer konnte es am nächsten Tag eigentlich nicht kommen, aber es kam schlimmer. Der Regen hielt an, der große Festumzug fiel buchstäblich ins Wasser und wurde abgesagt. Die Gastvereine aus Heepen, Elverdissen und Leopoldshöhe  konnten sich ebenfalls nur im Zelt und Saal aufhalten, denn der "Rummelplatz" auf Niehages Wiese stand knöcheltief im Schlamm und war auch durch Bretter, Sägespäne und Stroh nicht zu retten. In der Bierbude wurde kein Fass Bier umgesetzt und die Schausteller waren arm dran, denn sie bekamen noch nicht einmal ihre Fahrzeuge von der Wiese. Der einzige Lichtblick: von der Gemeinde Nienhagen wurde zum 50. Geburtstag dem 1. Vorsitzenden und Oberst Heinrich Hechler und den Schützen ein gesticktes Fahnenbanner als Erinnerung übergeben. Die Gastvereine gratulierten und wünschten dem Verein für die Zukunft mehr Glück als an diesem Tage. Gemeinsam machten die Schützen mit den gekommenen Gästen noch das Beste aus dem Fest und feierten. Etwas anderes blieb ihnen ja auch nicht übrig. Am nächsten Tag schien übrigens die Sonne und der Verein entschloss sich mutig, als Ausgleich für das verregnete Schützenfest, am 20. August einen "Großen Sommernachtsball" zu feiern.

Bild rechts v.l.: Lina Rüter, Rudolf Niehage, Elfriede Oberschelp, Renate Bollhorst, Elli Rüter, Heinz Bollhorst, Edith Ditt, Gisela Strehletz

1958
1959-1960 1960 Auch die Jahre danach feierten die Schützen noch jährlich ihr Schützenfest. Erst bei der Jahreshauptversammlung am 29.12.1961 beschloss der Vorstand, nach eingehender Beratung, das Schützenfest nur noch alle 2 Jahre zu feiern. Gleichzeitig wurde beschlossen , ab sofort zur Jahreshauptversammlung in Uniform zu erscheinen. Seit 1960 wird in Nienhagen der Wanderpokal der Schützenklasse ausgeschossen. 1. Sieger war Hermann Diekmann jun. Noch im gleichen Jahr wurde das Mannschafts-Vergleichsschiessen mit den Schützen aus Heepen und Elverdissen in Nienhagen eingeführt. Hier siegte der Schützenverein Nienhagen.

1962 Ab September 1962 wird in Nienhagen wieder gespart und zwar 10,- DM im Monat für neue Uniformen. Geliefert wurden sie vom Textilgeschäft Krämer in Heepen mit Nachkaufgarantie. Ein direkter Kauf ab Fabrik war fehlgeschlagen. 1962 versuchte der 1. Vorsitzende mit Versammlungsbeschluss alle Schützen in die Vereinsarbeit stärker einzubinden. Wer drei mal hindereinander unentschuldigt bei den monatlichen Versammlungen fehlte, war automatisch aus dem Verein ausgeschieden. Dieser Schuss ging leider nach hinten los und so verlor der Verein mit einem Schlag 11 von 55 Mitglieder. Trotz dieser Fehleinschätzung fiel im gleichen Jahr noch der Entschluss dem Deutschen Schützenbund beizutreten.

Bild rechts v.l.: Waltraut Schmidt, Elli Rüter, Renate und Heinz Bollhorst, Gerda Hechler, Gottlieb Prante

1960-1961
1961-1963 1963 Ab 1963 wird der Schützenverein Nienhagen Mitglied des Deutschen Schützenbundes mit 20 aktiven und 25 passiven Mitgliedern. Die Mitgliedschaft beflügelt die aktiven Schützen und sie bauen mit Genehmigung des Vereinswirtes Albert Friedhof vier demontierbare Luftgewehrstände für den Saal im Tannenkrug. Der provisorische Luftgewehrstand auf der KK Bahn im Freien hatte damit ausgedient. Auf dem neuen Stand wurde noch im gleichen Jahr der von Bürgermeister Wilhelm Rüter gestiftete Wanderpokal der Senioren ausgeschossen. 1. Sieger war August Husemann.

1965    Die Stimmung der damaligen Zeit spiegelt sich im nachfolgenden Bericht ben der Jahreshauptversammlung am 02.01.1965 wieder.

Der 1. Vorsitzende W. Ratmeier bedankte sich für die Mitarbeit im abgelaufenen Jahr. Gleichzeitig stellte er die Bitte an alle Inaktiven, rühriger zu werden und besonders jetzt im Jubiläumsjahr mitzuarbeiten. Sein besonderer Dank galt dem Ehrenmitglied und Bürgermeister Wilhem Rüter für seinen persönlichen Einsatz und für die vorbildliche Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Der 1. Vorsitzende sagte, sie seien ein Verein, wo die Kontaktmöglichkeit besonders gepflegt würde, deshalb brauche niemand Abseitz zu stehen, sondern jeder ordentliche Bürger sollte Mitglied sein. Klassenunterschiede kämen nicht in Frage. Der 1. Vors. betonte wörtlich: "Niemand ist zu reich oder zu arm, sei es an Materiellen Gütern oder an Geistesgaben, um nicht doch mitmachen zu können". Wir brauchen alle aufrechten Männer die bereit sind für eine solche Gemeinschaft zu wirken. Wenn diese Männer da sind, dann haben wir auch das Wichtigste, die Jugend. Bürgermeister Rüter schloss sich den Worten des 1. Vors. an und sagte unter anderem, dass auch die Gemeinde vor einer großen Aufgabe stehe und der Verein die volle Unterstützung des Gemeinderates hätte. Er appelliere an alle, wirklich tatkräftig an den Vorbereitungen für das 60 jährige mitzuwirken, man solle den Schützenverein als einen Bestandteil der Gemeinde ansehen. Besonders stolz könne der Verein sein, in seinem Ehrenoberst Gustav Beckmann ein Mitglied zu haben, dass am Jubiläumsschützenfest auf eine 60 jährige Mitgliedschaft zurück blicken kann.

Das 60 jährige wird bei gutem Wetter, trotz einiger Kritikpunkte ein Erfolg. Schützenkönig wurde der 1. Vorsitzende Wilhelm Ratmeier , Königin Elli Rüter, Kronprinz Wilhelm Deppe und Kronprinzessin Else Mathuse. Mit der goldenen Ehrennadel des Deutschen Schützenbundes wurden Ehrenoberst Gustav Beckmann als einziges noch lebendes Gründungsmitglied von 1905 und der 1. Vorsitzende und amtierende Schützenkönig Wilhelm Ratmeier ausgezeichnet.

Bild rechts v.l. Hannelore Prante, Ulla Siekmann, Edith und Wilhelm Zurheide, Christa und Wilfried Johannmeier, Irmgard Koring, Inge Vogel

1963-1965
1965-1967

1966 Ein halbes Jahr später erhielten Oberst Heinrich Hechler, August Husemann und Wilhelm Deppe auf der Jahreshauptversammlung 1966 die große Ehrennadel des Westfälischen Schützenbundes. 1967 und 1969 wird das Schützenfest vom neuen Gastwirt in der Gemeinde Willi Rüter genannt "Tino" in der Weststraße ausgerichtet.

Bild links v.l.  in Klärung

1968 Ab 1968 benötigt der Verein dann einen Jugendleiter, denn die ersten Jugendlichen wurden im Verein aufgenommen. In Wilhelm Steinhage wird ein motivierter Schütze gefunfen. Er und etwas später auch Günter Gößling verstanden es und holten die Jugendlichen vom Moped, auf dem sie unerlaubte Rennen auf der Straße veranstalteten, in den Verein. Im Sommer konnte bereits eine Jugendmannschaft an einem Wettbewerb teilnehmen. Es waren Walter Hechler, Rainer Spilker und Klaus-Dieter Kornett. Im Herbst beteiligten sie sich erfolgreich an den Rundenwettkämpfen des Schützenkreises Bielefeld.

1970 Ab 01.04.1970 wird der Saal vom Tannenkrug vermietet. Im Saal der Gaststätte Vinnen im Schuckenbaum fanden die Schützen ein neues Zuhause für Ihren Luftgewehrstand. Inzwischen hatte sich die Jugendabteilung auf über 15 Jugendliche verstärkt, von denen noch heute Klaus Bäcker, Gerd Baumann, Gerhard Koring, Kurt Schildmann und Albrecht Zurheide und die vorgenannte 1. Mannschaft aktiv im Verein sind. Der Verein vergrößerte sich von 1968-1972 von 50 auf 85 Mitglieder. 1973 traten auf der Jahreshauptversammlung im Januar 9 Frauen in den Verein ein, mit dem festen Willen zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen. Diese Damen bildetetn den Grundstein für das Damenschießen im Schützenkreis Bielefeld, aber auch für die Dringlichkeit , den Neubau des eigenen Luftgewehrstandes voranzutreiben.

Frauen - Power aus Nienhagen ( Erinnerung von Annette Bäcker )

Könnten wir eigentlich nicht auch mal schießen? Diese Frage stellten wir uns in einer gemütlichen Bierrunde im Tannenkrug. Unsere Männer oder Freunde hatten nämlich gerade ihren festen Schießabend in der Woche. Zunächst war es eine lustige Idee, aber die Frage wurde dann doch dem Übungsleiter Klaus-Dieter Kornett gestellt. Dieser war sofort bereit das Training zu übernehmen und so wurden schon im Herbst 1972 die Übungsabende eingerichtet. Bei der nächsten Jahreshauptversammlung meldeten sich 9 Frauen als Mitglieder an. Von da an war die Männerdomäne gebrochen. Die Nienhagener Frauen sorgten für einiges Aufsehen im Schützenkreis Bielefeld, stellten wir doch die einzige Damenmannschaft bei den Rundenwettkämpfen. Wir hatten es nicht leicht gegen die etablierte Konkurrenz, aber wir hatten immer das Gefühl, der Verein war Stolz auf uns.

Bild rechts v.l. Edith und Erika Hechler, Gisela und Albert Brink, Irmgard Koring, Heinrich Hechler, Brigitte Prante, Marion Rüter

1967-1969
1971-1973

1973 Noch im gleichen Jahr konnte der Neubau eines Luftgewehr-Standes als Anbau an den Kleinkalieber-Stand in Angriff genommen werden, denn das Genehmigungsverfahren war endlich nach dreijährigem Hick Hack abgeschlossen. Die Gesamtkosten wurden mit 15.000.- DM veranschlagt und setzten sich zu einem Drittel aus Eigenkapital, Zuschuss und Eigenhilfe zusammen.

Bild links v. l. Gabriele und Barbara Fuhrmann, Gisela Riensche, Dieter und Christel Prante, Erika Depenbrock, Anneliese Rüter, Wilfried Depenbrock

1974 der Verein hatte jetzt eine große Aufgabe und alle packten mit an. Bereits am 15.Juni 1974 wurde der Luftgewehrstand mit einem Pokalschießen mit den Schützenfreunden aus Heepen und Elverdissen eingeweiht. Der gemütliche Teil fand im Garten des Tannenkruges statt. Die Schützen und der Vorstand waren mit Recht sehr stolz auf ihre geleistete Arbeit und konnten den Abend diesmal ohne Arbeit richtig genießen. Der Schießstand wurde mit 26.375,85 DM abgerechnet. Ein Bankkredit brauchte nicht in Anspruch genommen zu werden, da Hermann Diekmann mit dem fehlenden Geld in Vorleistung trat. Über Spenden und laufende Einnahmen war der Verein bald wieder schuldenfrei.

1975 1975 stiftete Werner Krone den Damen den Wanderpokal, der dankend angenommen wurde. 1976 musste Wilhelm Steinhage als Schießleiter der Jugend entlastet werden und Erich Baumann übernahm die Schülerabteilung.

1980 das Fest zum 75 jährigen Bestehen wurde 1980 bei schönstem Wetter gefeiert. Zahlreiche Gratulanten vom Schützenkreis und Bezirk, von den Gastvereinen und der Gemeinde Leopoldshöhe wünschten dem Verein alles Gute und die Festansprechen wurden lang und länger. Aber das Königspaar Günter und Ingrid Gößling und das Kronprinzenpaar Kurt und Inge Schildmann konnten sich danach über einen besonders großen Festumzug freuen.

1982 Das nächste Schützenfest 1982 wurde erstmals in eigener Regie durchgeführt. Es begann eine sehr erfreuliche Zusammenarbeit mit der SG Elverdissen. Die gegenseitige Hilfe durch die Thekenmannschaft erleichterte beiden Vereinen die Durchführung ihrer Schützenfeste. Für die eigenen Vereinsmitglieder blieb noch jede Menge Arbeit, die nur durch viel persönliches Engagement vieler Leute bewältigt werden konnte. In diesem Jahr wurde das Vergleichsschießen um den Königspokal eingeführt. Beim Pokalschießen der Mannschaften, das mit dem KK-Gewehr ausgetragen wird, entwickelten die anwesenden Könige Heiner Stork aus Elverdissen , Heinrich Simpson aus Heepen und Günter Gößling aus Nienhagen die Idee, gleichzeitig mit dem Mannschaftsschießen ein LG-Vergleichsschießen für die amtierenden Thronhäuser einzuführen. Heiner Simpson stiftete auch gleich den Pokal. Seitdem ist dieser Wettstreit sowohl ein sportlicher als auch ein geselliger Höhepunkt. Hatte die 1. Schützenmannschaft der Damen im Schützenkreis bereits für Furore gesorgt, setzte der Vorsitzende Wilfried Depenbrock noch einen drauf und holte sich eine Frau in den Vorstand. Ingried Gößling war die Glückliche, die Hermann Brand auf eigenen Wunsch nach 20 jähriger verdienstvoller Tätigkeit als Schriftführer ablöste. Ingried Gößling wurde gewählt und füllte ebenfalls fast 20 Jahre dieses Amt mit Herz und Engagement aus. Der Aufschwung in der Jugendabteilung hielt auch Anfang der 80er Jahre an. Mit Erich Baumann und Wilhelm Steinhage  hatten die Schüler und Jugendlichen sehr engagierte und kompetente Betreuer an ihrer Seite. Mehrere Mannschaften nahmen an den Rundenwettkämpfen teil. Mitte der 80er übernahm Egon Schmidtke die Jugendabteilung. Er baute sie weiter auf und leitete sie erfolgreich weiter. Der SV Nienhagen hatte weiterhin die größte Jugendabteilung im Kreis. Auch allgemein gab es einen Mitgliederzuwachs, so dass bald ein Erweiterungsbau ins Auge gefasst wurde. Wieder einmal sollten die Vorbereitungen länger dauern als die eigentlichen Bauarbeiten. Bereits Anfang 1983 wurden die Pläne erstellt, dann der Bauantrag gestellt und Anträge auf Zuschüsse eingereicht. Bis zur Bewilligung hieß es dann warten, warten. Am 28.07.84 konnten wir dann endlich anfangen. Da die Zuschüsse nur für das laufende Jahr genehmigt waren, mussten bis zum Jahresende die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Eine große Herausforderung, aber sie wurde mit viel Einsatz gemeistert. 1200 Arbeitsstunden wurden von den Mitgliedern erbracht. Endlich hatten wir einen schönen großen Aufendhaltsraum und endlich auch genügend Platz für die Betreuung der vielen Schüler und Jugendlichen beim Schießen. Die Presse titelte: "Der SV Nienhagen schenkt sich zum Jubiläum einen neuen Schießstand", denn  die Einweihungsfeier und Vorstellung für die Öffentlichkeit wurde verbunden mit einem Fest zum 80 jährigen Bestehen des Vereins. Die aktiven Schützen profitierten natürlich von den neuen Räumlichkeiten. Ob Schüler und Jugendabteilung, ob Senioren, Damen- oder Schützenklasse überall wehte ein frischer Wind und förderte die Belebung des Schießsports. Die gemeinsam geleistete Arbeit stärkte den Sinn für die Gemeinschaft. Nicht nur beim Sport, auch bei Versammlungen , Vereinsfesten und auswärtigen Veranstaltungen war die Beteiligung regelmäßig sehr gut. Die Mitgliederzahlen kletterten stetig und erreichten bald die 200er Grenze. Für die Jahreshaupversammlung wurde der Raum im  Vereinslokal zu klein, also wurde erstmals im Januar 1987 das Sporthaus in Bexterhagen angesteuert, damit alle Platz fanden. Bis zum Einzug in unseren neuen Schießstand im Januar 2001 wurden dann im Sporthaus die Jahreshauptversammlungen durchgeführt.

Bild rechts v.l. in Klärung

1973-1975
1975-1976

1990 Die neunziger Jahre begannen mit einem Höhepunkt besonderer Art. Eine neue Fahne sollte angeschafft werden, denn die vorhandene Vereinsfahne wurde allmählich brüchig.Sie hatte uns fast 80 Jahre begleitet und alle waren der Meinung, sie müsse erhalten bleiben und gut verwahrt werden. Aber man konnte sie nicht weiterhin Wind und Wetter aussetzen.

1991 Die Fahnenübergabe fand am 15. Juni 1991 beim damaligen König Erwin Würfel statt. Der Bezirksvorsitzende Helmut Wellhöner nahm die Fahnenweihe in einem Festakt vor, mit dem Wunsch die neue Fahne möge uns eben so lange begleiten.

Bild links v.l.  Christel Tschumpel, Ingrid Gößling, Irma Niekamp, Horst Riensche, Ursula Eickmeyer, Friedhelm Niekamp, Annette Schulz, Annette Bäcker

1992 Im Jahnuar 1992 konnten wieder einmal zwei Vorstandsmitglieder auf eine 20 jährige Tätigkeit im Vorstand zurückblicken. Wilfried Depenbrock als 1. Vorsitzender und Hermann Diekmann als Kassierer. Sie hatten die Geschicke des Vereins mit fester Hand geleitet und auf einem guten Weg gebracht. Für Hermann Diekmann wurde Günter Gößling als neuer Kassierer gewählt. Ein Jahr später trat Wilfried Depenbrock als 1. Vorsitzender zurück. Neuer erster Vorsitzender wurde Egon Schmidtke. Seit 1994 entwickelten sich neue Kontakte zum Schützenverein Dornberg und die Beziehungen zum Schützenverein in Schweina unserer Partnergemeinde in Thüringen vertieften sich ebenfalls. Besuche und Gegenbesuche zu den Schützenfesten sind seitdem fester Bestandteil im Vereinsleben. Seit dem 1. Mai 1996 besteht eine freundschaftliche Verbindung zur Volkstanz und Trachtengruppe Leopoldshöhe. Durch ihre Einladung zum Festumzug in Leopoldshöhe präsentierte sich unser Verein zum 1. Mal in der Großgemeinde Leopoldshöhe. Die folgenden Jahre waren geprägt durch den erforderlichen Neubau der Schießsportanlage. Nachdem im Herbst 1994 die Nutzung des Geländes am Tannenkrug gekündigt worden war, stand der Schützenverein vor seiner wohl größten Herausforderung. Trotz vieler Bedenken und Widerstand aus den eigenen Reihen wurde bald ein Neubau geplant. Die Suche nach einem passenden Grundstück war die erste Hürde. Alle wollten in Nienhagen bleiben, aber Land wollte keiner verkaufen. Es dauerte schließlich mehr als zwei Jahre, bis ein Bauplatz gefunden wurde. Dankend erwähnt sei hier, dass die Familien Tautorus und Niehage dem Verein jeweils einen Teil der Fläche als Schenkung übereigneten, der Rest wurde gekauft und die Gemeinde machte die Bebauung möglich. Der Vorstand hatte inzwischen intensiv Überzeugungsarbeit über die Notwendigkeit des Neubaus geleistet. Egon Schmidtke als 1. Vorsitzender hatte es in dieser Zeit nicht leicht, aber er fand in Günter Gößling als 1. Kassierer, Oberst Heiko Rüter und Erwin Würfel drei Männer, die sehr engagiert und bereit waren, das große Risiko auch privat mitzutragen. Die Mitglieder waren beruhigt und fassten Vertrauen in unser Vorhaben. Konkrete Pläne über den Umfang der Baumaßnahmen wurden erarbeitet, ein Kostenplan erstellt und die Möglichkeit von Zuschüssen von der Gemeinde und der Bezirksregierung Detmold sondiert. Die Eigenkapitaldecke war dünn, aber wir kennen das ja schon, die Bereitschaft zur Eigenleistung riesig.

Bild rechts v.l. Irma und Friedhelm Strunk, Christel Depenbrock, Ulrike Bäcker, Sabine Diekmann, Sabine Brand, Irmgard Friedrichs, Hermann Brand

1976-1978
1978-1980

1999 Als dann Mitte März 1999 der Bewilligungsbescheid aus Detmold für die Förderung einer Sportanlage eintraf, ging es auch gleich mit dem nötigen Erdarbeiten und der Verlegung der wichtigsten Versorgungsleitungen los. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Anfang Juli wurde die Sohle gegossen, Mitte September die Hallenkonstruktion errichtet und Ende Oktober konnte bereits eine Rohbaueinweihung gefeiert werden. Inzwischen war der alte Schießstand zum Teil abgerissen , so dass die sportlichen Aktivitäten , für die immer noch ein wenig Zeit übrig blieb, eingeschränkt waren. Für die Übungsabende stellten uns die Kyffhäuser Kameradschaft Schuckenbaum ihre Räume zur Verfügung und fast alle Schützengesellschaften im Umkreis boten Übungsmöglichkeiten an, die auch von einigen dankbar genutzt wurden. Auch die Rundenwettkämpfe fanden statt, wir verzichteten nur auf unseren Heimvorteil. Und die Finanzen ? Alle Ängste und Bedenken in Bezug auf Geldprobleme konterte der Kassierer Günter Gößling mit kluger Strategie und Zuversicht gelassen aus und die Vereinsmitglieder haben sich finanziell außerordentlich engagiert und durch die Spenden und kostenfreien Darlehen erheblich zum gelingen des ganzen Unternehmens beigetragen.

Bild links v.l. Ulrike Wlotzek, Beate Baumann, Christa Bittricher, Wilhelm Steinhage, Edith und Wilhelm Zurheide, Inge Vogel, Ursula Rüter

2000 Im Januar 2000 kam der verbindliche Bescheid der Bezirksregierung, dass die Zuschüsse bis Ende 2003 ausgezahlt würden. Mit neuem Optimismus ging es im neuen Jahr an den Innenausbau. Unzählige Stunden verbrachten die Schützen auf der Baustelle. An den langen Samstagen war von ihren Frauen ein Essensdienst organisiert worden, damit durchgearbeitet werden konnte. Im Mai 2000 konnten wir den Stand erstmals als Wahllokal zur Verfügung stellen und im August nahmen die Senioren als erste Gruppe den Schießbetrieb im neuen Stand auf. Wir waren für die neuen Rundenwettkämpfe gerüstet, wenn auch nicht alles bis ins letzte Detail fertig war. Der Ausbau des Kleinkaliberstandes wurde verschoben und im nächsten Jahr fertig gestellt.

2001 Die offizielle Einweihungsfeier am 3. Oktober 2001 war dann der krönende Abschluss dieser Erfolgsgeschichte. Aber das Beste sollte noch kommen. Als die letzte Zuschusszahlung der Bezirksregierung Detmold eintraf, schrieb der Verein schwarze Zahlen. Ein mutiges Bauvorhaben wurde von motivierten tatkräftigen Vereinsmitgliedern in über 14.000 Arbeitsstunden verwirklicht. Nun konnten wir auch größere Veranstaltungen im eigenen Vereinsheim durchführen. Als erstes richteten die Damen das Kreispokalschießen des Schützenkreises Bielefeld aus. Dann folgte das Bezirkskönigschießen und der Bezirksdelegiertentag. 2003 konnte Erwin Würfel in Nienhagen glücklicher Kreiskönig werden und löste damit seinen Vereinsbruder Walter Hechler, der in Heepen die Kreiskönigswürde errungen hatte, erfolgreich ab. Nicht nur die eigenen Veranstaltungen finden großen Zuspruch, auch die Besuche bei den Westfälischen Schützentagen in der näheren und weiteren Umgebung werden von einer großen Anzahl Schützen gerne wahrgenommen. Besonders gefreut haben wir uns über die Einladung der Schützengesellschaft Groß Buchholz zur Teilnahme am 475. Jubiläums - Schützenfest in Hannover. Alle mitgereisten Schützen waren begeistert von der Atmosphäre bei diesem weltweit größten Schützenfest. Wenn nun heute Schützen mit Blasmusik durch das festlich geschmückte Nienhagen  marschieren, können sie auf ein reges hundertjähriges Vereinsleben zurückblicken. Es waren immer aktive Mitglieder bereit, Verantwortung zu übernehmen und die traditionellen Werte des Schützenwesens weiter zu tragen. In diesem Bewusstsein kann der Schützenverein Nienhagen und Umgebung von 1905 e.V. zu Recht zuversichtlich in das nächste Jahrhundert gehen.

Wir danken  Ingrid Gößling, Herbert Geisler und Andreas Ernst, die zur Entstehung der Chronik beigetragen haben.

Der Vorstand

Die Königshäuser ab dem Jahr 1980 entnehmen Sie bitte der entsprechenden Kategorie